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Namensreaktionen

Verwandte Reaktionen: Barton-Decarboxylierung

Organic Chemistry Portal: Barton-McCombie Reaction (Barton Desoxygenation)

Barton-McCombie-Reaktion
Barton-Desoxigenierung

Die Barton-McCombie-Reaktion ermöglicht die Desoxigenierung von Alkoholen - nach vorhergehender Derivatisierung zu Thiocarbonyl-Derivaten. Die eigentliche Reaktion verläuft mit Tributylzinnhydrid als H. - Donor radikalisch.


Mechanismus

Die Reaktion wird normalerweise mit einem Radikalstarter (z.B. AIBN) in Gang gesetzt:

Triebkraft der Reaktion ist die Ausbildung einer starken S-Sn-Bindung:

Vorteil der Barton-Desoxigenierung ist ihre hohe Selektivität und die milde Reaktionsführung. Zum Nachteil der hohen Toxizität der verwendeten Zinn-Verbindungen kommt hinzu, dass sich die Zinn-Organyle schlecht vom Produkt abtrennen lassen. Hier hilft z.B. das Zinnorganyl mit wasserlöslichen funktionellen Gruppen zu versehen. Im nachfolgenden Beispiel kann das Zinnorganyl nach Hydrolyse mit wässriger NaHCO3 in der wässrigen Phase extrahiert werden:


A Tin Hydride Designed To Facilitate Removal of Tin Species from Products of Stannane-Mediated Radical Reactions
D. L. J. Clive, J. Wang, J. Org. Chem., 2002, 67, 1192-1198.

Von grossem Interesse ist auch, Tributylzinnhydrid durch ähnliche Radikal-H-Donoren zu ersetzen. Als besonders geeignet hat sich Tris(trimethylsilyl)silan erwiesen:


Radical Reactions in Aqueous Medium Using (Me3Si)3SiH
A. Postigo, S. Kopsov, C. Ferreri, C. Chatgilialoglu, Org. Lett., 2007, 9, 5159-5162.

Weitere Literatur zur Barton-McCombie-Reaktion findet man auf den englischsprachigen Seiten, die oben verlinkt sind.


Prof. Derek H. R. Barton (1918-1998)

Der britische Chemiker Derek Barton studierte in London Chemie. Nach der Promovierung arbeitete er für zwei Jahre für die Regierung, bevor er am Imperial College in Birmingham für weitere zwei Jahre lehrte und für drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Industrie angestellt war. Wichtig für seine Forschertätigkeit war eine Gastdozentur an der Harvard University, wo er auf Robert B. Woodward traf, der sich mit der Totalsynthese von Stereoiden beschäftigte. Derek Barton veröffentlichte in dieser Zeit mit Woodward und darüber hinaus wegweisende Arbeiten zur Konformationsanalyse von Steroiden, die zwei Jahrzehnte später mit dem Nobelpreis der Chemie belohnt wurde. Zurück in Grossbritannien blieb Barton mit Woodward freundschaftlich verbunden. So resultierte z.B. die Synthese von Lanosterol - einem wichtigen Zwischenprodukt vieler Stereoidsynthesen - aus dieser Forscherfreundschaft. Neben Grundlagenforschung im Bereich der Stereoide, befasste sich Barton an unterschiedlichen Stationen in Grossbritannien, den USA und Frankreich insbesondere mit Radikalchemie und Photochemie. Dank dieser Forschungstätigkeit sind heutige Chemiker in der Lage, eine Vielzahl nützlicher Reaktionen - wie die oben beschriebene Desoxigenierung von Alkoholen - durchzuführen.