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23.07.09 Lebende Mäuse aus Stammzellen

Lebende Mäuse aus induzierten, pluripotenten Stammzellen

Chinesischer Arbeitsgruppe ist es gelungen, aus induzierten, pluripotenten Stammzellen, vermehrungsfähige Mäuse zu züchten

Aus Stammzellen, die aus normalen, somatischen Zellen durch sogenannte Induktion, also Reprogrammierung unter Einschleusung von Genen, gewonnen wurden, entstanden bislang keine lebensfähigen Tiere. Im Prinzip blieb man bis heute den Beweis schuldig, dass Reprogrammierung zu echten, pluripotenten Stammzellen führen kann.

Abb. 1: Maus aus induzierten, pluripotenten Stammzellen
Quelle: Qi Zhou

Einer chinesischen Arbeitsgruppe vom State Key Laboratory of Reproducible Biology in Peking und weiterer Institute in Peking und Schanghai ist es nun gelungen, induzierte, pluripotente Stammzellen aus Fibroblasten (also Zellen aus dem Bindehautgewebe) zu generieren, aus denen lebende Mäuse entstanden, die sich vermehren können. Das erste so hergestellte Mäusejunge wurde Xiao-Xiao [ausgesprochen als Schau-Schau] genannt, was in etwa "klitzeklein" bedeutet.

Pluripotenz kann bewiesen werden, wenn die zu testenden Zellen in normale Blastozysten, also Keimbläschen injiziert werden und sich daraus eine Chimäre entwickelt (ein "Mischwesen"). In einer weiteren Nachweismethode verwendet man tetraploide Blastozysten - Zellen mit einem vierfachen Satz an Chromosomen - die alleine lediglich Plazentagewebe ausbilden können, und wartet darauf, dass sich mit den zugegebenen, pluripotenten Stammzellen ein vollständiger Embryo herausbildet. Dieser Test ist natürlich strenger als der erstgenannte, denn in dieser sogenannten tetraploiden Komplementierung müssen alle embryonalen Zellen aus den potentiellen Stammzellen herstammen, womit der Test zum einzig wirklich sicheren Nachweis von Pluripotenz wird. Bislang funktionierte der Test aber lediglich mit embryonalen Stammzellen und nicht mit induzierten Stammzellen.

Qi Zhou, Fanyi Zeng und Kollegen haben nun die Herstellung von 37 induzierten Stammzell-Linien in Nature publiziert, von denen sich drei als pluripotent erwiesen haben. Aus ihnen resultierten in tetraploiden Komplementierungen bislang 27 Mäusejungen. Eines davon - ein Männchen - hat sogar ein Weibchen befruchtet und selbst Nachkommen gezeugt.

Diskussion

Die Herstellung echter, pluripotenter Stammzellen aus somatischen Zellen ist ein wirklicher Fortschritt moderner Stammzellenforschung, da hiermit die ethisch fragwürdige Verwendung embryonaler Stammzellen umgangen werden kann. Die Resultate der chinesischen Arbeitsgruppe sind wirklich erstaunlich und lassen in nächster Zukunft auf weitere, aufsehenerregende Entwicklungen hoffen.

Quelle:

iPS cells produce viable mice through tetraploid complementation
X.-y. Zhao, et. al., Nature 2009, DOI: 10.1038/nature08267

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Lebende Mäuse aus Stammzellen
(URL: https://www.organische-chemie.ch/chemie/2009jul/stammzellen.shtm)

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