Portal für Organische Chemie

Namensreaktionen

Verwandte Reaktionen: Diazotierung, Pschorr-Cyclisierung, Rosenmund-von Braun-Reaktion, Balz-Schiemann-Reaktion

Organic Chemistry Portal: Sandmeyer Reaction

Sandmeyer-Reaktion

Die Sandmeyer-Reaktion ist die Bezeichnung für die Substitution einer Aminogruppe in aromatischen Verbindungen via ihr Diazoniumsalz (Diazotierung) durch ein anderes Nucleophil (Cl-, I-, CN-, RS-, HO-). Einige Umsetzungen erfolgen in Gegenwart von Cu-(I)-Salzen als Katalysator. Die Bedeutung dieser Reaktion liegt in der Möglichkeit, Substituenten einzuführen, die durch direkte Substitution gar nicht oder nicht an der gewünschten Stelle eingeführt werden können. Als Produkt von Konkurrenzreaktionen können Phenole, Diaryle oder Azoverbindungen auftreten.

Zum erweiterten Kreis von Sandmeyer-Reaktionen werden auch unkatalysierte Varianten gezählt:

Die Darstellung von fluorierten Aromaten wird über die Schiemann-Reaktion ermöglicht.


Mechanismus

Es wird angenommen, dass das Diazonium-Ion reduziert und dabei Cu+ zu Cu2+ oxidiert wird. Unter Abspaltung von N2 entsteht dabei ein Aryl-Radikal, welches sich mit dem zugesetzten Anion (Br-,Cl-, CN-) verbindet. Dabei wird Cu2+ zu Cu+ reduziert. Bei der Einführung leicht oxidierbarer nucleophiler Reagenzien wird kein eigentlicher Sandmeyer-Katalysator mehr gebraucht, so z. B. beim Iodid-Ion, welches quasi seinen eigenen Katalysator darstellt.


Traugott Sandmeyer (1854-1922)

Traugott Sandmeyer war ein Schweizer Chemiker, der nie ein Chemiediplom erwarb. Als gelehrter Feinmechaniker kam er erst auf Empfehlung eines Freundes, der an der ETH Chemie studierte, in Kontakt mit Naturwissenschaften. Sandmeyer begann in der heimischen Küche zu experimentieren, um damit seinen Kollegen zu unterstützen. 1882 wurde er von Victor Meyer als Vorlesungsassistent an die ETH berufen, wo die beiden eine Synthese von Thiophen entwickelten, und wo Sandmeyer zwei Jahre später die nach ihm benannte Reaktion entdeckte. Nach weiteren Stationen in der universitären Forschung wechselte Sandmeyer 1888 zur Firma Ciba Geigy nach Basel (heute Novartis). Hier arbeitete Sandmeyer etwas mehr als drei Jahrzehnte und sass ab 1901 im Verwaltungsrat.