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11.06.09 Genom-Analyse des Schweinegrippe-Virus legt Überwachung von Erkrankungen bei Schweinen nahe

H1N1: Ursprünge und Evolution der gegenwärtigen Epidemie

Genom-Analyse zeigt, dass aktuelles H1N1-Virus Monate vor dem Bekanntwerden des Ausbruchs auf Menschen übergegangen ist

Abb. 1: Rekonstruktion der Sequenzen von Reassortment-Ereignissen (Mit Reassortment wird in der Virologie Vermischung oder Neuverteilung genetischer Information zwischen zwei ähnlichen Viren bezeichnet) bis zum Ausbruch von Schweinegrippe. Grüne Boxen stehen für Vögel als Wirtsspezies, rote für Schweine und violette für Menschen. Farblich hervorgehobene Linien zeigen Überwindung von Speziesbarrieren von viraler Geninformation.
Quelle: (c) Samantha J. Lycett, Andrew Rambaut

Im März und Anfangs April trat eine neue Grippe in Mexico und den Vereinigten Staaten auf, deren Erreger - eine H1N1-Virusvariante - vom Schwein auf den Menschen übertrat. In den ersten Wochen, in der die Krankheit beobachtet wurde, hat sie sich bis heute durch Mensch-Zu-Mensch-Übertragung auf über 30 Länder verbreitet. Dies hat die WHO heute veranlasst, die Pandemie-Alarmstufe auf den Höchstwert 6 zu setzen.

Im nun vorliegenden Bericht in Nature versucht eine Gruppe unter Leitung von Andrew Rambaut (Universität Edinburgh) mittels Genom-Analyse herauszufinden, aus welchen Viren sich der Krankheitserreger der aktuellen Grippe entwickelt hat, und mit einem phylogenetischen Ansatz - also durch Abschätzung der genetischen Variabilität - Zeiträume von Entstehung des Virus bis hin zum Ausbruch im Menschen abzuschätzen. Rambaut konnte zeigen, dass der aktuelle Virus die Kombination unterschiedlicher Viren im Schwein als Mischgefäss ist, daher ein spezifischer Ursprung nicht festgemacht werden kann, und dass die Übertragung zum Menschen schon Monate vor dem Bekanntwerden des Ausbruchs stattgefunden haben muss. Schon Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch der Krankheit könnten Gene, die nun im Virus enthalten sind, neu kombiniert worden sein.

Die Analyse verwandter Schweinegrippeviren konnte Fragen zum plötzlichen Ausbruch der jetzigen Krankheit nicht beantworten. Rambaut sieht daher einen gewissen Bedarf, das Auftreten ähnlicher Krankheiten bei Schweinen in Zukunft besser zu beobachten, weil das Mischen von unterschiedlichen genetischen Materialien in Schweinen jederzeit zu einem neuen Virus mit pandemischen Potential in Menschen führen kann.

Quelle:

Origins and evolutionary genomics of the 2009 swine-origin H1N1 influenza A epidemic
G. J. D. Smith, et. al., Nature 2009, DOI: 10.1038/nature08182

Bitte zitieren Sie die Seite wie folgt:

Genom-Analyse des Schweinegrippe-Virus legt Überwachung von Erkrankungen bei Schweinen nahe
(URL: https://www.organische-chemie.ch/chemie/2009jun/schweinegrippe.shtm)

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