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26.08.11 4-O-Methylhonokiol ist ein inverser Agonist am CB2-Rezeptor

Naturstoff hemmt den Abbau von Knochen

Ein Wirkstoff aus der Magnolie hemmt den Knochenabbau im menschlichen Körper

Abb. 1:  Überblick synthetisierter, inverser Agonisten am CB2-Rezeptor ausgehend vom Naturstoff 4-O-Methylhonokiol (Abk: MH). Die Bindungsaffinitäten (Ki) dieser Moleküle liegen im Bereich 30-100 nM, wobei der Naturstoff mit ca. 44 nM eine erstaunliche Affinität hat.
Quelle: Jürg Gertsch, Institute of Biochemistry and Molecular Medicine, Universität Bern

Erstmals wurde ein pflanzlicher Wirkstoff identifiziert, der den Knochenabbau im menschlichen Körper stoppen kann. Wie ein Forscherteam um Prof. Dr. Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Universität Bern und Mitglied des Nationalen Forschungsschwerpunkts "TransCure" herausgefunden hat, hemmt der Naturstoff 4-O-Methylhonokiol aus der Immergrünen Magnolie (Magnolia grandiflora) die Entstehung von Knochen abbauenden Zellen - der Osteoklasten. Die Funktionsweise der Osteoklasten zu verstehen, beziehungsweise deren Entstehung zu verhindern, ist für die Osteoporose-Therapie von grosser Bedeutung.

Die Magnolie ist das Vorbild

Osteoklasten werden schon seit längerem mit körpereigenen Cannabinoiden – den Endocannabinoiden – in Verbindung gebracht. Weniger bekannt als die Cannabinoide aus der Rauschdroge Cannabis, werden diese Endocannabinoide im Körper selber gebildet, zum Beispiel im Knochengewebe. Sie binden an bestimmten Zellen an Cannabinoid-Rezeptoren an und regulieren so wichtige physiologische Prozesse wie das Wachstum oder den Abbau der Knochen. Bisher blieb jedoch unklar, wie der zugrundeliegende molekulare Mechanismus beim Knochenabbau funktioniert. Das Team um Prof. Dr. Jürg Gertsch hat nun herausgefunden, wie körpereigene Cannabinoide die Entstehung von humanen Osteoklasten fördern.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Cannabinoid-Rezeptor CB2. Die Cannabinoide aktivieren diese Rezeptoren auf undifferenzierten Immunzellen, worauf diese zu Knochen abbauenden Zellen reifen. Werden nun die CB2-Rezeptoren durch einen inversen Agonisten wie 4-O-Methylhonokiol so beeinflusst, dass sie nicht aktiviert werden können, entwickeln sich die Immunzellen auch nicht zu Osteoklasten weiter. Dadurch wird die knochenabbauende Wirkung gestoppt.

4-O-Methylhonokiol und die Derivate haben gemäss Jürg Gertsch keine psychoaktive Wirkung – trotz der strukturellen Ähnlichkeit zu den Cannabinoiden aus Cannabis. "Die von uns synthetisierten Moleküle blockieren die Entstehung der Osteoklasten", erklärt Jürg Gertsch. "Sie haben damit das Potenzial, als Leitsubstanzen für neue Arzneimittel in der Behandlung von Osteoporose und Osteoarthritis zu dienen."

Quelle:

Mechanisms of Osteoclastogenesis Inhibition by a Novel Class of Biphenyl-Type Cannabinoid CB2 Receptor Inverse Agonists
W Schuehly, et. al., Chem. Biol. 2011. DOI: 10.1016/j.chembiol.2011.05.012

Bitte zitieren Sie die Seite wie folgt:

4-O-Methylhonokiol inhibiert CB2-Rezeptor
(URL: https://www.organische-chemie.ch/chemie/2011/aug/4-O-methylhonokiol.shtm)

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